Hausmütterchen in Baggyjeans

In letzter Zeit hören ich von meinen Teenagern immer ganz liebevoll wie alt ich bin. Sie fragen mich manchmal scherzhaft, ob ich den Dinosauriern noch persönlich begegnet bin!

Sehr charmant! Als ich in ihrem Alter war, ging es mir aber genauso.

Dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass mir die Gesellschaft ebenso vermitteln will, dass ich alt bin und in meinen Augen noch viel schlimmer: Dass ich nicht emanzipiert, sondern ein altes Hausmütterchen bin.

Klar, mit über 40 erkenne ich selbst im Spiegel, dass die Schwerkraft real ist. Der Körper verändert sich, die Haut war schon mal straffer, die Kinnpartie konturierter und die Oberschenkel ohne Dellen. Die Haare werden immer mehr von grau durchzogen, - was bei uns Frauen im Gegensatz zu George Clooney auch nicht als sexy angesehen wird.

Ja, ich bin keine zwanzig mehr, aber ein altes Hausmütterchen? Nur weil ich gerne Brot backe, Apfelringe selbst dörre und einen großen Garten habe?

Auf keinen Fall! Ich liebe mein Leben, genieße es keine 16 mehr zu sein mit all dem Gruppendruck und dem dazugehören wollen. Ich liebe meinen Kleidungsstil, der in allen Farben und Formen mir entspricht und schäme mich nicht, wenn ich wieder mal auf einer Veranstaltung die Bunteste bin. Ich liebe Mode und trage wie meine Teenager gerne Baggyjeans und coole Klamotten, wenn auch nicht mehr bauchfrei, sondern altersangepasst.

Ich liebe zwar nicht meine Falten, aber das viele Lachen, die Sonnenstrahlen und auch das Nachdenken, das sie verursacht hat. Ich sehe viele Dinge schon mit anderen Augen und weiß dennoch, dass es zu echter Weisheit noch ein langer Weg ist. Ich bilde mir nicht mehr ein, alles zu wissen oder alles zu können, sondern versuche mich immer mehr mit dem anzufreunden, was ich nicht weiß und nicht kann.

Sonnenklar – Hausmütterchen, wenn dann nur mit Baggyjeans

Dr. Martina Marte

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