Alle auf mein Kommando
- theresaritzal

- vor 2 Tagen
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Als ich noch jung und unerfahren war, habe ich so manches mal den Kopf geschüttelt über Eltern, deren Kinder einfach nicht auf sie gehört haben. In meinem Kopf war das ganz einfach: Kommando geben, Durchführung und Ruhe im Karton.
Wie das eben so ist, kommt es im Leben meist ganz anders als gedacht. Meine Kinder hören zwar meine Stimme, aber damit hat es sich oft auch schon. Der Arzt hat ihnen ein wirklich gutes Gehör bestätigt, somit liegt der Übeltäter nicht im Ohr. Irgendwo dazwischen müssen auf unerklärliche Weise ihr eigener Verstand und ihr Eigenwille dazwischengeschaltet sein. So folgt, statt der Durchführung des gewünschten Kommandos, im Idealfall überhaupt eine Antwort und wenn sie denn folgt, dann entspricht sie selten meinen Vorstellungen. Mit „mach ich später“ oder „gleich“ meinen meine Teenies meist „vergesse ich gleich wieder“. So dankbar ich auch bin, dass sie ihren eigenen Willen haben, sich zu artikulieren wissen und Rückgrat beweisen, so sehr wünsche ich mir manchmal auch ein schlichtes „Yes, Mama“.
Kurzfristig wäre dies die einfachste Lösung. Ganz ernsthaft betrachtet haben wir unsere Kinder aber auch nicht so erzogen. Wir wollten, dass sie stark werden, Rückgrat haben, sich wehren können gegen Ungerechtigkeiten, aufstehen für Schwächere und ihre Meinung äußern und rechtfertigen können. Was wir dabei vergessen haben, ist, dass wir ihr Übungsfeld für diese Fähigkeiten sind. So haben wir schon in mancher Diskussion unserem Großen vorgeschlagen, er möge doch bitte Anwalt werden und seine Argumentation fürs Gericht aufsparen. So sehr es uns auch jeden Tag herausfordert und anstrengt, langfristig ist dies für uns die einzig richtige Lösung. Wir wünschen uns reife Männer nach dem Herzen Gottes und keine Soldaten.
Bis dahin, versuche ich mein Glück mit dem Kommando geben bei so mancher Sprachassistenz und unseren Katzen – beides mit mäßigem Erfolg.
Sonnenklar – Familie ist nicht das Bundesheer.
Dr. Martina Marte
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