Sei du selbst

So oft lesen wir irgendwo in Großbuchstaben „SEI DU SELBST“. Wenn wir nur immer den Mut hätten ganz wir selbst zu sein, dann würde vieles in unserem Leben anders laufen.

Warum fällt es uns so schwer zu unseren Bedürfnissen und Eigenheiten zu stehen? Ist es wirklich die Angst vor Gegenwind und Ablehnung? Der Wunsch dazuzugehören und normal zu sein, was auch immer das heißt?

Auch wenn ich generell sehr unabhängig von den Meinungen anderer bin, fällt es mir immer wieder schwer zu mir und meinen Bedürfnissen zu stehen. Denn viele davon sind so weit weg vom Mainstream oder der Mehrheit.

Meine geliebten neun Stunden Schlaf zum Beispiel stoßen in den seltensten Fällen auf Verständnis, genau so wenig wie mein großes Bedürfnis nach Ruhe und Stille. Meistens werde ich hierfür belächelt, verspottet oder sogar offen ausgelacht. Von meiner Entscheidung, trotz Medizinstudium, immer noch bei den Kindern zuhause zu sein, wollen wir gar nicht erst reden. So vieles, was ich bin und tue wird oft auch offen kritisiert und führt dazu, dass ich oft auf meine Talente und Fähigkeiten vergesse. Nicht gerade förderlich dafür man selbst zu sein!

Meine Jungs hingegen sind sich ihrer Bedürfnisse und Fähigkeiten wesentlich mehr bewusst und dienen mir hierfür als großes Beispiel. Vor allem weil sie so geradlinig zu sich selbst stehen.

Schon als ganz kleiner Kerl hat Timoteo auf jeder Baustelle gesagt: „will nicht Bauarbeiter werden, will der werden wo sagt was alle tun.“  Auch heute noch gibt er lieber den Ton an als Anweisungen entgegenzunehmen, sehr zum Leidwesen von uns und seinen Lehrern.

Als Simeon anfing alles zu beklettern und immer turnte meinte Timoteo nur: „ich kann auch gut turnen. Mit Zahlen, Ideen und Wörtern.“ Auch bis heute hat sich ihm trotz unserer Liebe zum Sport der Sinn hierfür nicht erschlossen. Er geht zwar gerne Skifahren oder manchmal auch Radfahren, aber zu viel der körperlichen Anstrengung ist einfach nicht seines und so höre ich immer wieder: „Viel zu anstrengend Mama“.

Wenn ich Simeon ein gutes Buch nahelegen will, meint er immer nur, dass er nun mal andere Talente und Vorlieben habe und ich ihn doch inzwischen besser kennen müsste.

Auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend ist, bin ich doch unglaublich stolz auf sie.

Stolz, dass sie um ihre Begabungen und Talente wissen und sich trotz alles Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber nicht in Dinge zwängen lassen, die ihnen nicht liegen. Stolz, dass sie nicht jemand anderes sein wollen. Stolz, dass sie ihren Wert kennen und einfach sie selbst sind.

 

 

Sonnenklar – sie sind definitiv die beste Version von sich selbst und ich kann das auch noch mehr leben!

 

Dr. Martina Marte